Das Grab im Schnee

Berlin Verlag Taschenbuch

Taschenbuch

ISBN 978-3-8333-1049-2

9,99 € [D], SFr. 13,90 [CH], 10,30 € [A]
Winter in Berlin. In einer Kleingartenkolonie wird eine junge Frau tot aufgefunden. Sie war die Assistentin eines bekannten Showmasters und, wie es scheint, die Geliebte seines Konkurrenten. Wurde sie Opfer der Intrigen und Eitelkeiten des TV- und Filmbetriebs? Warum wurde die Leiche aber so sorgsam abgelegt und auffällig drapiert? Kommissar Breschnow und sein Team stoßen bei ihren Ermittlungen im Umfeld der Toten auf ein Geflecht aus Lügen und Schweigen. Als bald darauf eine zweite Leiche mit geöffneten Pulsadern im Schnee gefunden wird, ist klar: Der Fall ist abgründiger als gedacht und führt das Team schließlich zu einem ungesühnten Verbrechen in der Vergangenheit...
 
 
 
 »Ein trüber, kalter Wintertag, dachte Breschnow. Vielleicht würde er ein Gedicht über dieses mörderische Weiß da draußen schreiben, dieses Leichentuch, das sich über die Stadt gelegt hatte.«
 
 

Empfehlung der Woche

Das Grab im Schnee ist die Empfehlung der Woche der SYNDIKATs-Redaktion vom 29. November 2015.

Drei Fragen an Connie Roters

Wann begann Ihre kriminelle Laufbahn?
Vor sieben Jahren, aber da stand ich noch auf keiner Fahndungsliste.

Wie viele Verbrechen gehen auf Ihr Konto?
Bisher drei bekannte. Über die anderen verweigere ich die Aussage.

Was haben Sie zu Ihrer Verteidigung zu sagen?
Nichts. Ich werde immer weiter töten.

Kritikerstimme

Platz 1 der aktuellen Berlin-Krimis bei der Krimibuchhandlung "Hammett"
tip Berlin, Heft 24/2015

Leseprobe

Zuerst hatte sie geschrien. Aber nach den Schlägen war sie verstummt.
Jetzt hörte er sie weinen.
Sie hatten das Mädchen hinter der verfallenen Scheune getroffen. Es war der letzte Tag der Sommerferien und sie wartete dort auf ihre einzige Freundin. Kurz danach zog sie allein mit den großen Jungs in Richtung Dorfausgang. Ihn hatten sie nach Hause geschickt. Er sei noch zu jung, um an den geheimen Ort zu gehen.
Aber er war ihnen heimlich gefolgt. 
Durch die Äste hindurch sah er die Jungs. Breitbeinig standen sie über ihr. Sie rissen dem Mädchen die Hosen herunter. Einer von ihnen packte ihre Beine und drückte sie auseinander, der andere legte sich auf sie. Er hörte das Stöhnen des Jungen und das Schluchzen des Mädchens. Es erregte ihn und er schämte sich dafür.
Das Mädchen drehte den Kopf, blickte in seine Richtung und sah ihn  Hilfe suchend  an. Er erschrak und schlich leise rückwärts aus dem Gebüsch heraus. Ein Ast knackte und er erstarrte.
Niemand hatte ihn gehört.
Erleichtert rannte er zurück ins Dorf.                                              


*** Montag ***

Ein schöner Winter, dachte sie und blickte in den Garten. Der Schnee hatte alle Konturen verwischt und Rasen und Beete zugedeckt. Kleine geheimnis­volle Hügel waren entstanden und sie bedauerte, dass es nicht so bleiben würde.
Ihr Blick folgte einer Amsel, die sich zögernd der Terrasse näherte. Der Vogel verharrte einen Moment, taxierte sie mit schwarzen Augen und schnappte sich dann blitzschnell eines der Körner, die sie heute Morgen verstreut hatte. Sie lächelte und sah ihm nach, wie er davonflog und sich mit seiner Beute auf der Tannenspitze niederließ. Schnee rieselte herab, lautlos wie Federn. Ihr Blick glitt von der Tanne zum Himmel, der sich verfinstert hatte. Bald würde es wieder schneien und sie konnte es kaum erwarten. Sie öffnete die Terrassentür, sog die frische kalte Luft ein und folgte den kleinen Tapsen tiefer in den Garten. Ihre Hausschuhe tranken den Schnee und hingen kalt und schwer an den Füßen. Aus der Ferne hörte sie das Klingeln des Telefons. Sie erwog, es einfach klingeln zu lassen, hielt es dann aber nicht aus und eilte zurück ins Haus.
Als sie die Küche erreichte, verstummte der Ton. Der Anrufbeantworter schaltete sich ein und sie hörte die Stimme ihrer Tochter.
„Mama?“
Sie versuchte zu rennen, rutschte auf dem glatten Steinboden aus und hielt sich an der Küchenkommode fest.
„Mama“, schluchzte ihre Tochter.
„Mama, es ist so kalt.“
Endlich erreichte sie das Telefon und riss den Hörer vom Apparat.
„Nina, mein Kind.“
Am anderen Ende blieb es still.
„Nina? Nina, was ist los?“
Es klackte leise, dann kam das Freizeichen.
Mit zitternden Händen hielt sie den Hörer vor ihr Gesicht und starrte ihn ungläubig an. Dann legte sie ihn vorsichtig zurück auf die Gabel und ließ sich auf das Telefonbänkchen sinken.