Der GLAUSER-Preis in der Kategorie "Debütroman" ist dotiert mit 5.000 Euro in kleinen, nicht fortlaufend nummerierten Scheinen für den besten deutschsprachigen Kriminalroman des vergangenen Jahres.

Der Preisträger 2021 wurde am Samstag, den 24. April 2021, in einer großen Online-Gala verkündet und geehrt, die anstelle der Corona bedingt ausgefallenen CRIMINALE 2021 im Internet statt in Iserlohn gefeiert wurde.

 

Preisträgerin des GLAUSER 2021 in der Kategorie "Debütroman":

Noll, Laura Der Tod des Henkers.  

 

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Begründung der Jury:

„Im Sommer 1942 wussten wir nicht alles, jedoch wussten wir genug, um zu wissen, dass wir es nicht genau wissen wollten. „ (S.151)

Laura Noll wagt sich mit ihrem Debüt „Der Tod des Henkers“ an eines der dunkelsten Kapitel der deutschen Vergangenheit, das Attentat auf Reinhard Heydrich, den Henker von Prag, und die darauffolgenden grausamen Vergeltungsmaßnahmen der deutschen Besatzer. Wer sich dem Thema deutscher Schuld im Dritten Reich zuwendet und zudem mit einer Fülle an verbürgtem Material konfrontiert ist, setzt sich bei der Literarisierung vielerlei Gefahren aus, doch Laura Noll meistert die Herausforderung, die ihrem Stoff innewohnt. Vorsichtig und bedacht füllt sie die nicht durch Quellen belegten Leerstellen in der Geschichte des Heydrichattentats, ohne diese zu verwässern oder mit dem Wissen der Nachgeborenen zu belasten oder gar zu bewerten.  
Nie erliegt sie dabei der Versuchung, ihr enormes Wissen fortwährend mit dem Leser teilen zu wollen, sondern ordnet dieses konsequent den Erfordernissen des Genres unter. Für eine Romandebütantin ungewöhnlich souverän beherrscht sie seine Prämissen, und versteht es, eine Spannung aufzubauen, die den Leser dem Ausgang des Romans entgegenfiebern lässt, obwohl das Ende der Geschichte um das Attentat auf die Bestie von Prag, insbesondere die Massaker an der tschechischen Zivilbevölkerung, hinlänglich bekannt ist. Geschickt platziert sie immer wieder ruhige, beschreibende Erzählpassagen, die dem Leser  kleine Atempausen vom hochdramatischen Geschehen verschaffen und lebendige Bilder der Stadt Prag und des damaligen Alltagslebens vermitteln, die den Leser tief im Romangeschehen verankern. 
Mit dem historisch verbürgten Gestapokommissar Heinz Pannwitz gelingt ihr zudem eine Ermittlerfigur, deren Hin- und Hergerissensein zwischen seiner Stellung im nationalsozialistischen Machtgefüge und seinem Mitgefühl mit den Bewohnern der besetzten Tschechei überzeugt und berührt. Mit großem Einfühlungsvermögen und sprachlicher Finesse zeigt Laura Noll auch alle anderen Akteure als Kinder ihrer Zeit. Vielen Figuren, Vertreter beider Seiten, der deutschen und der tschechischen, gibt sie eine Stimme und kann so ein authentisches und facettenreiches Bild der schwierigen, durch unglaubliche Brutalität von Seiten der Deutschen vergifteten Beziehung zwischen unseren beiden Nachbarstaaten zeichnen, die bis heute Wirkungen zeitigt. Laura Noll führt ihre Leser an ein hochaktuelles, sich durch zunehmenden Nationalismus in ganz Europa zuspitzendes Thema heran und zeigt dabei einen literarischen Gestaltungswillen, dessen Ergebnisse beeindrucken. Der Kriminalroman tritt hier als Literatur in Erscheinung- großartig!

 

Außerdem nominiert waren:

    • Grandl, Peter: Turmschatten. Verlag Das neue Berlin
    • Horvath, Michael: Wiener Hundstage. Emons-Verlag
    • Riffko, Ben: Grünes Öl. Heyne
    • Ruschel, Rudolf: Ruhet in Friedberg. Btb

 

 

Für den GLAUSER-Preis, den Autorenpreis deutsche Kriminalliteratur 2021, konnten bis zum 30. November 2020 deutschsprachige Kriminalromane von Verlagen eingereicht werden, deren Erscheinungszeitraum zwischen Dezember 2019 und November 2020 lag (Originalausgaben).

Die Jury war:

Eric BarnertFranziska FranzClaudia RiklPatricia HollandSylvia Grünberger und 
Michael Kibler (Juryorganisation)
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Juryorganisation: Michael Kibler

 (Die Aussschreibung für das Jahr 2022 finden Sie hier.)