Watzmanns Erben
Frauke Schuster

Gmeiner-Verlag GmbH

Taschenbuch, 343 Seiten

ISBN 978-3-8392-2051-1

12,99 € [D], SFr. 18,90 [CH], 13,40 € [A]
Paul Leonberger kehrt nach vielen Jahren in seinen Heimatort Bad Reichenhall zurück, wo er einst des Mordes an seiner Schwester verdächtigt wurde. Doch anstatt die traumatische Vergangenheit begraben zu können, wird er erneut mit dem gewaltsamen Tod einer jungen Frau konfrontiert und muss zur eigenen Entlastung den Mörder finden. Aber bald gibt es einen weiteren Toten, und fast scheint es, als sei der brutale König aus der alpinen Sagenwelt in furchtbarer Form wieder zum Leben erwacht.
Frauke Schuster

© Foto: F. Schuster

Frauke Schuster

wurde 1958 geboren und verbrachte den größten Teil ihrer Kindheit in Ägypten. Später studierte sie Chemie und arbeitete mehrere Jahre für eine Chemie-Fachzeitschrift. 2002 gelang ihr mit ihrem ersten Roman "Atemlos" der Einstieg ins kriminelle Milieu. Seither sind mehrere weitere Kriminalromane erschienen, sowie zahlreiche Kurzkrimis, davon einige in Englisch.

 

Empfehlung der Woche

Watzmanns Erben ist die Empfehlung der Woche der SYNDIKATs-Redaktion vom 9. Oktober 2017.

Kritikerstimmen

Dermaßen spannender Krimi, dass man ihn nicht vor dem Ende aus der Hand legen kann.
Frankfurter Stadtkurier


Mord in Bad Reichenhall
Der 38-jährige Journalist Paul Leonberger kehrt nach gut 20 Jahren in seinen Heimatort Bad Reichenhall zurück. Er hatte damals den Ort verlassen, da man ihm die Schuld gab am Tod seiner Schwester. Er wurde aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Nun ist er kaum wieder zurück, als eine junge Frau ermordet aufgefunden wird. Schnell wird Paul wieder mit diesem erneuten Mord in Verbindung gebracht. Er möchte seine Unschuld beweisen und macht sich eigenständig auf die Suche nach dem Täter.

Mein Leseeindruck:

Dieser Krimi hat mir unglaublich gut gefallen. Von Anfang bis Ende war es sehr spannend zu lesen, wie Paul nach und nach mehr über den Mord herausgefunden hat. Dabei hat mir die Atmosphäre besonders gut gefallen. Hin und wieder wurde mit bayrischem Dialekt "gesprochen", womit ich als Nordlicht aber keine Probleme hatte, da es sich noch im Rahmen hielt. Im Gegenteil fand ich es hier sehr passend und gut für die Stimmung.

Die Charaktere sind alle gut ausgearbeitet, so dass ich mir von den Protagonisten ein gutes Bild machen konnte. Dabei hat mir besonders gefallen, dass die Figuren nicht entweder nur gut oder nur böse beschrieben werden, sondern dass sie alle ihre kleinen Macken und Eigenheiten hatten - im Positiven wie im Negativen.

Der Schreibstil hat mir auch sehr gefallen. Das Buch hat sich leicht und flüssig lesen lassen, hatte einen schönen "bayrischen" Charme und war durchweg spannend. Für Krimi-Fans auf jeden Fall ein Buch, das man lesen sollte!
Sternenstaubfee, Lovelybooks


Heimat. Für Paul Leonberger ist sie wie ein Fluch. Er verbindet mit dem idyllischen Bad Reichenhall keine schönen Kindheitserinnerungen, sondern den Mord an seiner Schwester vor 20 Jahren. Er wurde damals verdächtigt. Zu Unrecht? Der Argwohn im Ort bleibt jedenfalls. Daran ändert auch nichts, dass er nach Jahren als erfolgreicher Journalist wieder an den Fuß des Watzmanns zurückkehrt. Die Geister der Vergangenheit haben in den Bergen schon auf ihn gewartet und schlagen zu: Wieder gibt es eine Tote. Wieder steht Leonberger im Fokus der Ermittlungen. Um sich zu entlasten, geht er selbst auf Recherche und stößt auf eine weitere Leiche. Die Autorin Frauke Schuster zeichnet ihre Figuren in zwielichtigem Licht. Sie irren zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Lügen und Intrigen umher. Ein spannender Krimi mit einem Schuss Alpenmythos. Maw.
OVB online

Drei Fragen an Frauke Schuster

Warum haben Sie sich für ein Leben mit dem Verbrechen entschieden?
Psychologie hat mich schon immer interessiert. Ich habe bereits in meiner Jugend viel über vergleichende Verhaltensforschung gelesen. An der Beschäftigung mit Verbrechen fasziniert mich vor allem die Frage nach der Motivation, die meine Figuren antreibt, im Guten wie im Bösen.  

Wie viele Verbrechen gehen auf Ihr Konto?
Ich bin Serientäterin und habe längst den Überblick über "meine" Leichen verloren. Aber ich liebe jede einzelne davon.

Was haben Sie zu Ihrer Verteidigung zu sagen?
Dass ich mir das seltsame Hirn, das in meinem Kopf steckt, nicht ausgesucht habe. Und dass es fast von allein jede Menge Morde ersinnt. Hinzu kommt, dass man beim Morden so viele nette Leute kennenlernt, sei es auf Lesungen, bei der Recherche oder im SYNDIKAT und bei den "Mörderischen Schwestern". 

Leseprobe

Auf dem Rückweg, kurz bevor sie den breiten Wanderweg erreichten, hörten sie das Schimpfen eines Vogels, der gleich darauf in die Luft stieg. Automatisch blickten Paul und Katrin ihm nach.
Der Vogel flog über ein paar Wipfel, dann ertönte ein gedämpfter Knall. Das Tier geriet ins Trudeln, fiel und verschwand aus dem Blickfeld der Wanderer, die erschrocken stehen blieben.  
„Ein Schuss!“ Unwillkürlich fasste Paul nach dem Arm des Mädchens. Katrin schien weniger besorgt.  
„Ich hasse Krähen“, sagte sie nur. „Verdammte Aasfresser. Die kann jeder gern abknallen, wenn's nach mir geht.“
„Vielleicht solltest du dir 'ne Brille zulegen. Das war ein Häher.“ Zwar hatte der Vogel gegen das Sonnenlicht dunkler gewirkt, aber Paul hatte die auffällige Flügelzeichnung erkannt.
„Häher sind die Wächter des Waldes.“ Zumindest das hatte sie in der Schule gelernt.
„Gerade deshalb sollte man sich gut mit ihnen stellen.“ Paul überrann ein neuerlicher Schauder. Wer hatte den Wächter ausgeschaltet? Bedeutete es, dass es für die Wanderer nun keinen Schutz mehr gab? Mit hämmerndem Herzen zerrte er Katrin hinter ein paar halbhohe Büsche.
Sie standen stocksteif, wagten sich nicht zu rühren. Paul strengte seine Sinne an, in der Hoffnung, unverfängliche Rufe von Jägern zu hören. Oder einen Förster zu entdecken. Aber sah und hörte nichts. Mehrere Minuten lang.
„Wovor hast du Angst?“, flüsterte Katrin. Gleich darauf stieg irgendwo im Wald eine dunkle, traurige Melodie gen Himmel. Das Lied einer Flöte. Und Paul wusste sofort, dass er es schon einmal gehört hatte. In der Nähe des Saalachwehrs. In der Nacht, als Nina starb.
Zufall? Er wusste es nicht, doch die Furcht nistete sich in seinem Inneren ein und ließ sich auch durch das vernünftigste Argumentieren seines Verstands nicht völlig vertreiben. Das unangenehme Gefühl, als beobachte jemand ihre Schritte, blieb ihm erhalten, bis er endlich wieder in seinem Wagen saß.