Verabredung mit dem Tod
Hellweg-Krimi
Astrid Plötner
Prolibris
noch nicht erschienen
© Foto by S.Droste
Astrid Plötner
Astrid Plötner wurde am Rande des Ruhrgebiets geboren, wo sie bis heute lebt. Nach langjähriger Berufstätigkeit im Handel, absolvierte sie ab 2008 erfolgreich ein Fernstudium in verschiedenen Bereichen der Schriftstellerei. 2013 und 2014 wurde sie mit ihren Kurzkrimis „Ausgemobbt“ und „Mordsmasche“ für den Agatha-Christie-Preis nominiert. Seither hat sie weitere Kurzkrimis und mehrere Romane veröffentlicht. Im Besonderen die mittlerweile 6-teilige Serie mit den Ermittlern Maike Graf und Max Teubner, die spannende Kriminalfälle im Ruhrpott, insbesondere in der Region um Unna und Dortmund lösen. Astrid Plötner ist Mitglied im Verein der deutschsprachigen Kriminalliteratur SYNDIKAT e. V.
Fragen der SYNDIKATS-Redaktion an Astrid Plötner
Warum schreibst du Hellweg-Krimis?
Ich lebe seit meiner Kindheit in der Hellwegregion und kenne mich hier sehr gut aus. Das erleichtert die Recherche, denn wenn Fragen auftauchen, oder detaillierte Beschreibungen erforderlich sind, ist man schnell vor Ort. Außerdem liebe ich meine Heimat, und möchte sie durch die Krimis spannend in den Fokus setzen.
Welcher ist der Lieblingskrimi deiner Bücher?
Tatsächlich der zuerst erschienen Band der Reihe um Maike Graf und Max Teubner mit dem Titel „Todesgruß“. Ich war so stolz, als der Krimi 2016 erschienen ist und hätte damals nie gedacht, dass die Serie um Maike Graf und Max Teubner mal auf sechs Bände anwächst.
Dein Lieblingskollege/Lieblingskollegin?
Da brauche ich nicht lange überlegen. Das ist natürlich Anke Kemper, mit der ich mittlerweile zwei mörderische Adventskalender geschrieben habe, die im Gmeiner Verlag erschienen sind. Jeder von uns hat 12 Kurzkrimis verfasst, die in der Weihnachtszeit spielen. Ankes Krimis sind im Sauerland angesiedelt, meine im Ruhrgebiet. Wir verstehen uns prächtig und die Zusammenarbeit funktioniert wunderbar.
Warum bist du im SYNDIKAT?
Die Vernetzung mit Kolleginnen und Kollegen ist als einsamer Schreibtischtäter sehr wichtig. Wir tauschen Tipps, helfen uns bei Bedarf gegenseitig, wir treffen uns regelmäßig in kleineren, regionalen Gruppen zum Austausch und einmal im Jahr auf der Criminale, dem größten Treffen von Krimiautor*innen. Dabei können wir uns weiterbilden, und an der CRIMINALE-Bar das ein oder andere Gläschen trinken.
Deine Pläne?
Es gibt verschiedene Ideen, die ich gerne umsetzen würde. Dazu gehört die weitere Zusammenarbeit mit Anke Kemper, die bisher so hervorragend funktioniert hat. Aber auch der nächste Roman nimmt in meinen Gedanken langsam Form an. Vermutlich wird es wieder ein Krimi, aber ob er in der Hellweg-Region spielt, ist mir noch nicht ganz klar. Optimal wäre es natürlich, wenn ich eine neue Serie ins Leben rufen könnte.
Leseprobe
»Mach doch mal low gas, Junge!«Achmeds Stimme hörte sich verdammt nah an. Trampelnde
Schritte. Die Bande lief ihm hinterher. Jakob sah sich gehetzt
um, kam ins Stolpern, konnte sich noch fangen. Die beiden
Mädchen der Gang lachten. Er rannte über die Straße, gleich
kam die Abbiegung zur Unterführung. Das musste er einfach
schaffen. Im selben Moment spürte er eine Hand am Griff seines
Schulrucksacks. Er wurde zurückgerissen und Achmed stand
rechts neben ihm. Auf der linken Seite tauchte Kevin, der Anführer
auf. Die Mädchen und ein weiterer Junge drängten sich
dicht hinter ihn. Jakob schaute sich panisch um. Er wollte
um Hilfe schreien, aber seine Kehle war wie zugeschnürt. Die
Bande schubste ihn in Richtung der Bahngleise auf einen Parkplatz.
Plötzlich war er allein mit den fünf Asis, die so um die
15, 16 Jahre alt waren und ihn alle um mindestens einen Kopf
überragten.
Der Parkplatz wurde von Bäumen und Büschen sowohl von
der Straße als auch zu den Gleisen abgegrenzt. Es standen nur
wenige Autos darauf. Achmed schubste ihn vorwärts, bis sie die
parkenden Fahrzeuge hinter sich gelassen hatten. Eine S-Bahn
fuhr mit lautem Getöse vorbei. Sie erreichten eine Nische, in der
ein alter Container aufgestellt war. Dorthin wurde Jakob getrieben,
bis er mit dem Rücken gegen Metall knallte.
Das blonde Mädchen kam auf ihn zu und ließ ihre Finger mit
den schwarzlackierten Nägeln über seine Wange gleiten. Dann
trat sie ihm mit voller Wucht vors Schienbein. Jakob schrie vor
Schmerz laut auf. Wieso half ihm niemand?
»Jetzt hast du ihm wehgetan, Chantal«, meinte Achmed mit
falscher Freundlichkeit. »Nimm ihm endlisch den Rucksack ab.«
»Klaro!« Das Weib trat erneut zu.
Jakob krümmte sich vor Schmerz. Der Schulrucksack wurde
ihm vom Rücken gerissen, Chantal öffnete ihn und kippte den
Inhalt auf den staubigen Schotter.
Achmed zog den Laptop aus dem separaten Fach. »Der bringt
bestimmt ’nen Hunni«, stellte er zufrieden fest und klemmte ihn
sich unter den Arm. »Los! Jetzt rück die Kohle raus! Wir wollen ’nen
Turn machen.«
Als er den Kopf schüttelte und schwieg, holte Chantal mit dem Fuß
aus und trat mit voller Kraft in seinen Bauch. Dann ging sie neben
ihm in die Hocke und zerrte den Ärmel seiner Jacke hoch.
»Sieh an, ’ne krasse Watch.« Sie öffnete den Verschluss und zog
das Band von seinem Arm.
»Bitte nicht!«, keuchte Jakob. »Die ist von meinem Opa!« Er
war so stolz gewesen, als er die Uhr zu seinem 11. Geburtstag im
März bekommen hatte.
»Die ist von seinem Opa!«, sagte Chantal mit gespieltem
Bedauern und schleuderte das Band um ihren Zeigefinger.
»Lass den Scheiß!«, blaffte Kevin und schnappte sich die
Uhr. »Wenn er die von so ’nem alten Sack gekriegt hat, ist sie bestimmt
wertvoll.« Er ließ sie in seiner Hosentasche verschwinden.
»Wo ist dein Handy?«
»Ich hab keins!«, flüsterte Jakob. »Das habt ihr mir letztes Mal
abgenommen. Das nächste bekomme ich erst zu Weihnachten.«
»Der arme Kleine.« Chantal kicherte.
»Durchsucht seine Jacken- und Hosentaschen. Vielleicht hat
er noch Kohle bei sich.« Kevin starrte den Jungen an, dessen
Namen Jakob nicht kannte. »Na los, jetzt zeig mal, was du draufhast!«
»Gerne!« Der blasse Typ beugte sich über ihn. Mit festem
Griff packte er ihn an den Handgelenken und zerrte ihn auf die
Füße. »Wäre besser, du rückst dein Zeug raus. Sonst gibt es auf
die Fresse.«
Jakob schüttelte den Kopf. Sofort bog der andere ihm die Arme
auf den Rücken, hielt sie mit einer Hand zusammen, während
er ihm die Taschen durchsuchte. Jakob zitterte, seine Knie wurden
weich und er atmete auf, als der Junge ihn losließ. Nur um
ihn ruckartig rumzureißen und ihn mit einem gezielten Stoß zu
Boden zu zwingen. Ihm liefen Tränen an den Wangen herab. Er
konnte sie nicht unterdrücken. Er hatte Angst. Zum ersten Mal
in seinem Leben hatte er Todesangst.