Nichts ist, wie es scheint
Kriminalroman
Walther Stonet
Oertel u. Spörer
Taschenbuch
Weder Brühlsdorf noch die Ermittlerin der Nebraska State-Police ahnen: Der Mord ist der Beginn einer Mordserie. Die Opfer stammen aus dem Umfeld der US-Demokraten. Bekennervideos zielen auf eine Täterschaft der extremen Rechten.
Nichts ist, wie es scheint. Täuschung, Fakes, falsche Spuren, ein Täterphantom. Der Krimi spielt während der Zeit des US-Präsidentschaftswahlkampfs.

© 2021 by Thomas Kiehl
Walther Stonet
Walther Stonet lebt mit seiner Familie in Metzingen, ist selbstständig und leitend in der IT-Branche tätig. Seit dem 14. Lebensjahr schreibt er Liedtexte und Gedichte, später Kurzgeschichten, Essays, Rezensionen und Romane. Seit 2015 gibt er den Blog und das Magazin zugetextet.com heraus.
Lyrikbände: Die dunkle seite der nacht (2014, dahlemer verlagsanstalt), So nett gelebt – Das Dasein geteilt durch vierzehn, (2021, edition rabenpresse im VSS Verlag)
Romane: Unfake IT (Polit. Cyberthriller, 2022, VSS Verlag), Tatort Glashaus (Krimi, 2022, Oertel + Spörer), Akte Vakzin,(Cyber-Krimi, Oertel + Spörer, 2023).Fragen der SYNDIKATS-Redaktion an Walther Stonet
Wo schreibst du am liebsten?
Immer und überall, aber meistens vor dem Fernseher.
Welcher ist dein Lieblingskrimi?
Don Winslow, Die Art-Keller-Trilogie The Power of the Dog, The Cartel, The Border im englischen Original.
Dein Lieblingskollege/Lieblingskollegin?
Catrin George Ponciano. Sie hat mich zum SYNDIE gemacht.
Warum bist du im SYNDIKAT?
Weil man als Krimiautor dort Mitglied ist. Sonst ist man keiner.
Dein Lieblingswort?
Jedenfalls.
Dein Sehnsuchtsort?
Wien.
Dein Lieblingsgetränk?
Café Crème.
Dein Lieblingsmord?
Den muss ich noch (be-)schreiben. Aber unblutig muss er sein.
Wo findest du Ruhe?
Wenn ich spazieren gehe.
Wo Aufregung?
Wenn ich eine – fast immer schlechte – Talkshow anschaue und mich nachher ärgere, dass ich in der Zeit kein Krimikapitel geschrieben habe.
Deine persönlich meistgehasste Frage?
Wie machst du das alles bloß?
Leseprobe
»TJ, TJ!« Lautes Klopfen an der Tür.
»Wach auf, wir haben einen Toten!«
Brühlsdorf stöhnte, als er sich aufsetzte. Verdammt!, konnte man hier denn nie ausschlafen? Er dachte es, ließ es aber ungesagt. Schließlich war er es selbst, der erst um zwei Uhr morgens das Licht gelöscht und im Bett die leichte Decke über den Kopf gezogen hatte. Das mit dem Schlafen war nicht so der Bringer seit einer halben Ewigkeit. Wie lange war er jetzt in Nebraska? Ein Jahr? Fast. Oder doch schon drüber? Wie auch immer.
Hatte es was gebracht? Nun ja. Alles war schließlich relativ. Immerhin: Die Doktorarbeit war vorangekommen. Zumindest der Theorieteil war geschrieben.
James F. Brown, sein Bodyguard, der vor der Haustür wartete, wurde langsam ungeduldig. Erneut schlug er mit der flachen Hand auf die massive Eingangstür des neuen Bungalows seines Chefs. Die Klingel hatte vor einiger Zeit den Geist aufgegeben, und ein Handwerker war nicht aufzutreiben. Die Farm und ihre Bewohner hatten gerade wenig Freunde in der Gegend. Landwirtschaftsmaschinenmechaniker waren nicht unbedingt begabte Elektroniker.
»Ich komme gleich, James!«, rief er laut.
Brühlsdorf hoffte, dass er draußen zu hören war. Er hastete ins Bad und wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser. Wach wollte er werden, endlich wach. Sein Kopf dröhnte vor monatelanger Übermüdung durch absichtsvollen Schlafentzug. Als ob dies das schlechte Gewissen dämpfte!
Wie es Rieke und Jana ging? Er hoffte ehrlich, dass sie ein gutes Leben hatten. Ein besseres als er selbst, wenn möglich. Er gönnte es ihnen von Herzen. Seine Gefühlswirrungen hatten sich nicht in Wohlgefallen aufgelöst. Er fühlte sich nach wie vor nicht in der Lage, eine Entscheidung zwischen den beiden Frauen zu fällen. Nein, schlimmer, er ahnte, dass er wohl eher niemals in der Lage sein würde, eine derartige Entscheidung zu treffen.
Das aber machte seinen Ausflug nach Nebraska immer mehr zur Vergeblichkeit.
Was er, Brühlsdorf, hatte erreichen wollen, würde er nicht erreichen können. Seinen PhD, seinen Philosophical Doctor, den schon. Der jedoch war nicht das Hauptziel dieses Abenteuers. Er war ein vorgeschobener Grund. Damit die Flucht nicht zu sehr wie eine aussah.
T-Shirt und kurze Hose, schwarze Tennissocken, Sneakers: Fertig war die Laube. Auf dem Weg zur Tür unternahm er einen Abstecher in die Küche, griff sich das Smartphone und trank einen großen Schluck Wasser. Irgendwo lag noch ein halber Bagle.
Besser als nichts. Gesund war das nicht.
»James«, fragte er den großen dunkelhäutigen Mann, als er durch die Tür trat, »warum haust du mich um diese nacht- schlafende Uhrzeit raus?«
»Tim ist tot.«
Brühlsdorf bremste seinen Vorwärtsdrang in Richtung auf den Verwaltungs- und Wohntrakt der großen Biofarm und fuhr herum.
»Du machst jetzt keine Scherze, oder?« Er atmete tief ein und noch langsamer aus. Das half ihm in solchen Situationen immer, sich wieder zu fangen.
Der schwarze Labrador neben James jaulte traurig.
»Jerry, Platz!«