Falkenspur
Bernd Köstering

Gmeiner Verlag, Meßkirch


ISBN 978-3-8392-1844-0

9,99 € [D], SFr. 14,90 [CH], 10,30 € [A]
Aus einer Galerie werden Bilder der Offenbacher Künstlerin Claudia Jansen gestohlen. Der Privatdetektiv Herbert Falke erhält den Auftrag, die Gemälde zu suchen. Doch alle Spuren führen ins Leere.
Gleichzeitig sorgt sich Falke um seine Enkelin Franziska. Ein Stalker lauert ihr immer wieder auf, bricht sogar in ihre Wohnung ein. Und auch Claudia Jansen fühlt sich verfolgt. Gemeinsam mit Franziska macht sich Herbert Falke daran, die Fälle zu lösen.
Bernd Köstering

© Autor/das-portrait.com

Bernd Köstering

Bernd Köstering wurde 1954 in Weimar/Thüringen geboren und lebt heute in Offenbach am Main. Er ist verheiratet, hat zwei Töchter und vier Enkelkinder. Seine Romane und Kurzgeschichten zeigen ein feines Gespür für die Beweggründe der handelnden Menschen. Er entwickelte zusammen mit dem Gmeiner-Verlag das Genre des Literaturkrimis, in dem ein bekanntes Werk der Weltliteratur den jeweiligen Fall auslöst oder auflöst. 2024 wechselte er zum historischen Kriminalroman. Köstering veröffentlichte bisher neun Romane, zahlreiche Kurzgeschichten, Krimirätsel und Krimi-Limericks.

Empfehlung der Woche

Falkenspur ist die Empfehlung der Woche der SYNDIKATs-Redaktion vom 7. Februar 2016.

Kritikerstimme

Seine Literaturkrimis haben eine Marktlücke gefüllt …
Originalartikel von Markus Terharn, Offenbach Post 11.7.2012

Drei Fragen an Bernd Köstering

Warum haben Sie sich für ein Leben mit dem Verbrechen entschieden?
Eines Tages in meiner Geburtsstadt Weimar im Gelben Saal des Goethehauses kam mir die Idee, ein bekanntes Werk der deutschsprachigen Literaturgeschichte in den Mittelpunkt eines Kriminalromans zu stellen. Dieses Bezugswerk spielt oft eine zwielichtige Rolle: Es kann ein Verbrechens auslösen oder auflösen. Diese Idee hat mich bis heute nicht mehr losgelassen.

Was ist Ihre Lieblingstatwaffe?
Das vermeintlich unfehlbare Gehirn des Täters, das sich spätestens auf der letzten Seite als fehlbar erweist.

Was haben Sie zu Ihrer Verteidigung zu sagen?
Das SYNDIKAT deckt all meine "Verbrechen" mit einer exklusiven Mitgliedschaft, die ich auf keinen Fall aufs Spiel setzen möchte.

Leseprobe

Als Franziska Falke an diesem Mittag nach Hause kam, bemerkte sie, dass die Wohnungstür nur einmal abgeschlossen war. Üblicherweise drehte ihr Vater den Schlüssel zweimal herum, wenn er die Wohnung verließ, das war ihm wichtig. Und an diesem Morgen hatte er das Haus auf jeden Fall nach Franziska verlassen, weil er erst zur zweiten Stunde Unterricht gab. Er arbeitete als Lehrer am Offenbacher Albert-Schweitzer-Gymnasium. Nun ja, dachte Franziska, er ist eben auch kein Mr. Perfect.
Sie ging in die Küche und fand dort einen gelben Zettel auf dem Tisch: »Hab’s leider nicht mehr geschafft, Essen vorzubereiten, kannst dir einen Döner holen!« Daneben lag ein Fünfeuroschein. Sie lächelte. Doch sie hatte keine Lust, ihr Fahrrad aus dem Keller zu holen und in den Starkenburgring zu fahren. Stattdessen belegte sie eine Scheibe Brot dick mit Fleischwurst und aß einen Apfel dazu. Es muss ja nicht immer alles perfekt sein, dachte sie. Perfekt – schoss es ihr durch den Kopf, Mr. und Mrs. Perfect … Sie ließ den Apfel fallen und raste in ihr Zimmer. Das Physikbuch stand noch am richtigen Platz. Sie atmete erleichtert aus, griff nach ihrem Tagebuch und besah sich den Eintrag von vorgestern: »Physikbuch verstellt. Was passiert hier? War jemand in unserer Wohnung?« Heute sah sie die Situation realistischer und musste zugeben, dass sie überreagiert hatte. Es war durchaus möglich, dass sie das Buch aus Versehen an einen falschen Platz gestellt und ihr Vater den Schlüssel in der Eile nur einmal herumgedreht hatte. Fast war sie im Begriff, den Text zu ändern, erinnerte sich dann aber an ihren Vorsatz, keinen Tagebucheintrag nachträglich zu korrigieren. Jedes einzelne Wort entsprang ihrer Gemütsfassung beim Schreiben und so sollte es auch bleiben. Tage, Wochen oder ein halbes Leben später konnte sie so nachvollziehen, wie sie sich an dem betreffenden Tag gefühlt hatte. Sie legte das Tagebuch zurück in die Schreibtischschublade.
Als sie das Zimmer verlassen wollte, flog ihr Blick noch einmal über das Bücherregal. Sie stockte, blieb stehen, sah genauer hin. Was sie jetzt entdeckte, nahm ihr fast die Luft: Zwischen den Geschichtsbüchern, genau dort, wo sie gestern das Physikbuch entdeckt hatte, stand jetzt Ronja Räubertochter. Sie griff danach, schlug den Buchdeckel auf und … tatsächlich, ihre eigene kindliche Handschrift: »Franziska Falke«. Es war ihre Ronja Räubertochter, ihr eigenes Buch, das sie bisher in einem Karton tief unten im Keller wähnte.

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