Die Flucht der blauen Pferde
Sabine Schulze Gronover

Emons Verlag

Taschenbuch

ISBN 978-3-9545-1724-4

10,90 € [D], SFr. 17,90 [CH], 11,30 € [A]
Konstantin Neumann, gerade aus dem Gefängnis entlassen, zieht in eine ruhige Gegend von Münster, um sein Leben zu ordnen. Die Frauenleiche im Hausflur ist da natürlich nicht eingeplant und wirft unangenehme Fragen auf: Ist der Greis aus dem Erdgeschoss ein Altnazi, der noch immer mit geraubten Kunstwerken handelt? Was ist mit Konstantins Vormieter geschehen, der seit seinem Auszug spurlos verschwunden ist? Und sollte sich ein seit siebzig Jahren verschollen geglaubtes Gemälde von Franz Marc tatsächlich wiederfinden lassen?
Sabine Schulze Gronover

Sabine Schulze Gronover

Ich bin 1969 als Sabine Schwienhorst in Hamm-Heessen geboren und mit einer älteren Schwester und einem jüngeren Bruder als "Sandwich-Kind" am Rande von Bockum-Hövel aufgewachsen.

In jungen Jahren wollte ich Indianer werden, einige Jahre später war ich überzeugt davon, als Trapezkünstlerin größere Chancen zu haben. Ich alleine würde den Wilden Westen kaum zurückerobern können. Den Jubel eines Publikums über spektakuläre Darbietungen am Trapez eroberte ich aber auch nicht, meist fand ich mich im Gipszimmer der Unfallchirurgie wieder.

Vernünftiger, aber nicht weniger verträumt machte ich mein Abitur und studierte an der Westf. Wilhelmsuniversität Münster Diplom-Pädagogik und Kunsttherapie. Ich erzählte mir zu dieser Zeit dann nur noch die Geschichten, in denen ich immerhin sehr aufregende Berufe und Berufungen inne hatte, ohne deshalb existentielle oder physische Sorgen leiden zu müssen.Und genau das ist für mich auch der faszinierende Aspekt an Büchern - man kann mit ihnen alles Mögliche erleben, sich mit den verschiedenen Personen identifizieren, eine Eule als Haustier besitzen und immer wieder die Welt retten und ist dennoch passend zum 3-Gang-Menü Zuhause. Toll!

Seit 1993 bin ich in der LWL-Klinik Münster tätig, in Teilzeit. Freiberuflich arbeite ich als Kunsttherapeutin stundenweise auf der Palliativstation des St. Josef-Krankenhauses in Hamm und im Hospiz, das "Rote Läppchen".

Doch einen großen Teil meiner Zeit verbringe ich an einem sehr schönen alten Schreibtisch aus der Gründerzeit.

Abseits der verschiedenen Berufe und Berufungen gibt es mich auch privat. Ich bin verheiratet und habe eine Tochter, einen Labrador, vier Schildkröten, zwei Kaninchen und acht Meerschweinchen. Und wenn mir jemand Alpakas anbietet, nehme ich auch diese Tiere gerne auf.

Ich lebe recht ländlich in Mersch, das als Outback von Drensteinfurt gilt und fühle mich dort sehr wohl.

Empfehlung der Woche

Die Flucht der blauen Pferde ist die Empfehlung der Woche der SYNDIKATs-Redaktion vom 8. November 2015.

Kritikerstimme

Mit viel atmosphärischen Charme erzählt die Autorin einen raffinierten, überraschenden Plot – angereichert mit einer Prise Humor.
Westfälischer Anzeiger über Totentanz im Münsterland

Drei Fragen an Sabine Schulze Gronover

Warum haben Sie sich für ein Leben mit dem Verbrechen entschieden?
Weil ich für den Himmel noch zu jung bin.

Was ist Ihre Lieblingstatwaffe?
Da halte ich es wie Alec Guinness in „Adel verpflichtet“: Der Vorgang des Tötens muss zum Opfer passen!

Was haben Sie zu Ihrer Verteidigung zu sagen?
Ich kläre die meisten Fälle doch schonungslos auf.

Leseprobe

Die Neugierde des Lehrlings traf den übel gelaunten jungen Besucher mit aller Macht. Was machst du hier? Wieso sitzt du im Rollstuhl? Kannst du einen Beruf ausüben? Warst du an der Front?
Zwei kurze Antworten und drei neue Frage tauchten auf. So ging das eine Weile.
„Du kannst alte Bilder reparieren? Echt? He, vielleicht kannst du das alte Ding auf dem Dachboden restarapieren, oder wie heißt das? Es ist sehr schön und sehr groß, aber es hat ein paar Schnitte im Stoff.“ Der blonde Junge machte zwei, drei Handbewegungen, als würde er den Säbel schwingen.
„Ja, sicher kann man das restaurieren, aber nicht hier und nicht jetzt. Dafür braucht man Farben und Leinwand und sehr viel Zeit. Lass mich schlafen.“
„Schade. Gibt es überhaupt blaue Pferde?“
Der Rest der Nacht war Arbeit, Staub, Qual und pures Adrenalin. Ja, und leider auch Blut. Und Schuld.
Es hatte eine Stunde gedauert, bis er den Dachboden auf dem Hosenboden rutschend erreicht hatte. Eiskalt war es hier, viel zu kalt für eine wertvolle Leinwand. Der Junge schlief natürlich längst. Wenn er hier das berühmte Bild von Franz Marc finden würde, brauchte er keine Zeugen. Und es stand tatsächlich da, in Kälte und Staub gehüllt, die Leinwand leicht beschädigt. Es lehnte einfach an der Wand. „Der Turm der blauen Pferde“. Im Winter 1913 von Franz Marc fertiggestellt, von den Nazis 1937 aus der Nationalgalerie Berlin konfisziert, als entartete Kunst ausgestellt und von Hermann Göring zu Tauschzwecken billig erworben. Er zweifelte keine Minute an der Echtheit des Gemäldes und löste es mühsam vom Rahmen, der scheppernd zu Boden fiel. Leider. Kurze Zeit später vernahm er nämlich Schritte auf der Treppe. Es gab für ihn keine Gelegenheit, sich zu verstecken. Hilflos ohne seinen Rollstuhl saß er auf dem staubigen Boden. Er zog sich mühsam hoch, stand mit wackeligen Beinen und krummen Knien an eine hohe Kiste gelehnt. Das Stehen tat weh, er atmete flach. In der Hand hielt er noch das Messer, mit dem er die Klammern vom Rahmen gelöst hatte. Ein alter Mann im Schlafanzug, aber mit einem grauen Kittel darüber trat ein und stolperte sogleich über den am Boden liegenden Rahmen. Die Leinwand daneben war bis zur Mitte bereits aufgerollt. „Was zum Teufel…! He, Sie, was machen Sie denn hier oben? Himmel noch eins, Sie wollen uns beklauen!“
„Nein, nein, ich soll das Bild reparieren. Es hat doch einige Schnitte im Stoff und es darf auch gar nicht hier oben gelagert werden.“
Der Mann stand mit in die Hüften gestemmten Armen im Raum. Er blickte ihn an und lachte kalt auf. „Sie denken wohl, ich bin blöd. Wer repariert denn nachts solche Dinge? Alle sind auf der Jagd nach Bildern. Die Monuments Men, die Russen, die Juden und ihre Anwälte und die verfluchten Händler. Das da ist mein Bild. Ich habe es gefunden. Es gehörte Göring und der ist lange tot.“
Ihm kam ein Gedanke und er fragte den erzürnten Mann versöhnlich: „Wie lange arbeiten Sie hier schon?“
„Seit fast 20 Jahren. Ich habe nebenan gearbeitet, als Hausmeister und Mann für alles. Die Immobilie wechselte zig Mal den Besitzer, aber ich bin immer noch da. Und ich lasse mir nichts mehr wegnehmen.“ Drohend trat er einen Schritt auf ihn zu. Er, der schwache Dieb würde sich nicht mehr lange aufrecht halten können. Er selbst redete sich dann auch jahrelang ein, dass er dem alten Mann sozusagen in die Arme gefallen sei und dabei das Messer unglücklich gehalten habe. Sie fielen jedenfalls beide übereinander zu Boden. Panisch krabbelte er obenauf liegend von dem anderen weg, schlug um sich. Doch der ältere Mann röchelte nur noch ein paar Minuten, brachte aber kein Wort mehr heraus.

Buchtrailer

Termine

Wann Was Wo
17. Mai 24
18:30 Uhr
Die langen Nächte der Verbrechen - Bullen, Cops und Kieberer
Dein Freund und Helfer in vollem Einsatz.
Kulturzentrum Pavillon - Kleiner Saal
30161 Hannover